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Sagen und Legenden

Seit Jahrtausenden war es üblich Sagen und Legenden beim abendlichen Zusammensein den Kindern und auch den Erwachsenen zu erzählen, was auch in Graben der Brauch war. In vielen Kulturen dieser Welt hatte dies auch einen erzieherischen Wert. In unserem Dorf hatte man einige solcher Geschichten, die sich auch über unsere Grenzen der Flur hinweg niederschlugen und im näheren Umkreis erzählt wurden. Die berühmteste Sage war der „Riedschimmel”.

Der Riedschimmel war ein weißes, kopfloses Pferd mit einer Kette um den Hals, das nur ab Mitternacht bis zum Sonnenaufgang sein Unwesen trieb und nur im Umkreis von Graben und umliegenden Gemeinden. Von diesem Riedschimmel gibt es mehrere Varianten, die ganz verschieden auf jedes Dorf im Umkreis abgestimmt waren.

 

1. Variante:

Der Riedschimmel:

Im vorigen Jahrhundert, bevor die landwirtschaftlichen Maschinen aufkamen, mussten die Lechfelder im „Heuet” oft schon vor Mitternacht zum Mähen aufstehen. Die Mähder lagen weit zerstreut im Lechfeld und wer früh aufstand, konnte es zu etwas bringen.

Wenn die Mähder(Mäher) nun in den ersten Nachmitternachtsstunden mit ihren schwachen Laternen so einsam ins weite Lechfeld hinauswanderten, konnten sie plötzlich Bekanntschaft mit dem Riedschimmel machen. Der Schimmel begleitete die einsamen Wanderer, ging ruhig neben her, schleppte vielleicht auch eine Kette nach und aus seinem Maul drang Feuer. Wenn die Schnitter sich ruhig verhielten, tat ihnen der Schimmel nichts zuleide, aber unheimlich ist es jedem gewesen.

 

2. Variante:

Der Riedschimmel:

Dem Maierbauern von Kleinaitingen soll es übel ergangen sein. Er saß zu Graben beim Bier und es wurde spät beim Heimgehen. Die Zechbrüder im Wirtshaus brachten die Rede auf den Riedschimmel, um dem Maierbauer gelindes Gruseln einzujagen. Doch dieser meinte im Spaß, wenn der Riedschimmel käme, dann könnte er ja auf ihm heimreiten. Das Hören und Sehen aber verging ihm, als er auf dem Heimweg dem Schimmel wirklich begegnete und er auf ihm reiten musste, ob er wollte oder nicht. Wie er heimgekommen ist, wusste er später nicht mehr, jedenfalls ist er am Morgen auf dem Misthaufen seines Hofes erwacht. Dort scheint ihn der Schimmel unsanft abgeladen zu haben.

 

3. Variante:

Der Riedschimmel:

Als ein Fuhrmann aus Gennach nach Großaitingen fuhr, sah er auf einmal einen großen Schimmel mit einem schwarzen Vogel vor sich. Seine Pferde blieben so lange stehen, bis beide Tiere verschwunden waren.

 

4. Variante:

Der Riedschimmel:

Eine Frau musste auf dem Heimweg nach Straßberg über das Lechfeld. Es war eine mondhelle Nacht und der Himmel voller Sterne. Da hörte sie über sich das wilde Traben eines Rosses und den Ruf: „Sternlein scheinen hell und mein Pferdlein reitet schnell.”

 

5.Variante:

Der Riedschimmel:

Der Bote Schaule von Untermeitingen, der mit seinem Gielsfuhrwerk allwöchendlich seine Botenfahrt nach Augsburg unternahm, da war es keine Kleinigkeit beim frühsten Morgengrauen, oft um 1 Uhr oder 2 Uhr ganz mutterseelenallein die Landstraße einherzufahren. Er fuhr meist einen Weg, der schräg gegen das Lager auf die Landstraße einmündete und heute noch der „Gielsweg” genannt wird. Gar mancherlei Gedanken und Anwandlungen mögen über so einen Bauern gekommen sein, wenn er um die Geisterstunde so einsam und allein durchs weite Lechfeld der Augsburger Straße zufuhr. Da brauchte man allerdings keine Sorge zu haben wegen der Autos wie heutigen Tages. Aber die Begegnung mit dem Riedschimmel war auch kein Spaß. Sogar die Rosse am Wagen wurden unruhig und schwitzten und stampften. Und auch der einsame Fuhrmann Schaule war es dann nicht mehr geheuer und er war jedes Mal froh, wenn er die Zone des Riedschimmels glücklich hinter sich hatte. Der Fuhrmann Schaule soll sich übrigens damit geholfen haben, dass er aus Leibeskräften sang und schrie, nur so gelang es ihm des öfteren, den Riedschimmel fernzuhalten.

 

6.Variante:

Der Riedschimmel:

Einmal hatte sich ein Bauer von Oberottmarshausen in Graben in einer Wirtschaft betrunken. Schwerbeladen wankte er um Mitternacht heim. Weil ihn seine Füße nicht mehr tragen wollten, rief er aus: „Wenn nur der Riedschimmel käme, dann wäre ich bald daheim”. Da stand dieser auch schon vor ihm und nahm ihn in rasenden Galopp durch die Luft. Aus seinen Hufen sprang Feuer. Bei diesem Höllenritt wurde der Bauer wieder nüchtern. Er schrie laut um Hilfe und klammerte sich an den Hals des Schimmels. In Oberottmarshausen warf ihn dieser im Hofe auf den Mist, dass ihm hören und sehen verging. Der Bauer rief nie mehr nach dem Riedschimmel und ging von da ab immer nüchtern nach Hause.

 

Der Riedschimmel war nicht das einzige Tier, das auf dem Lechfeld sein Unwesen trieb. Auch eine schwarze Katze zeigte sich ab und zu den Bewohner und Reisenenden.

 

1. Variante:

Fuhrleuten, die über das Lechfeld bei Graben fuhren, soll des öfteren, so wurde erzählt, eine schwarze Katze auf das Fuhrwerk gesprungen sein, die sich auch nicht mit der Peitsche vertreiben ließ.

 

2. Variante:

Die Katze auf der Friedhofsmauer zu Graben:

Auf der Friedhofsmauer zu Graben zeigte sich eine unerlöste Seele als schwarze Katze einem vorbeifahrenden Fuhrmann. Weil das Tier ihn anfauchte, schlug er mit der Peitsche nach ihr. Da sprang die Katze mit einem Satz auf den Wagen, zerkratzte und biss den Mann. Zum Glück des Fuhrmannes begann auf dem Turm der Stundenschlag zu ertönen und augenblicklich sprang das wilde Vieh in den Friedhof zurück.

 

Nicht nur Tiere waren auf der Flur von Graben vertreten, sondern auch sonderbare Lichterscheinungen, die über Jahrhunderte lang erzählt wurden.

 

Fuhrleute, die nachts oder beim frühen Morgengrauen nach Augsburg oder Landsberg fuhren, sollen diese Erscheinungen des Öfteren gehabt haben. So soll es vorgekommen sein, dass der Fuhrmann an den Rossen, an der Peitsche und am Zaumzeug lauter kleine Lichtlein gesehen haben. Die Pferde wurden dadurch sehr nervös und fingen zu laufen an. Unheimlich für den, der ein solches Erlebnis hatte.

 

Oder von einem wilden Heer, im Volksmund das „wilde Gjäg” genannt, das über das Lechfeld zog und dies meist in einer stürmischen Nacht. Ein Mann, der nachts von Schwabmünchen nach Graben auf dem Heimweg war, die Nacht war ruhig und still, brach plötzlich ein Sausen und Brausen und ein gewaltiger Sturm über ihn hinweg. Er hörte wilden Lärm, darauf schöne Musik und herrlichen Gesang. Er warf sich auf die Erde und verhielt sich ruhig. Das wilde Gjäg zog vorbei und tat ihm nichts.

 

Auch eine Sage über ein Schloss, das nördlich von Graben gestanden haben soll,  ist noch heute im Volksmund vorhanden.

 

Zu Zeiten des Feudalrechtes stand zu Graben eine gute viertel Stunde Fußmarsch am Anger, von dem Volke der „Bindt” genannt, ein Schloss. Heut weiß keiner mehr wer es gebaut und wer darin wohnte, doch soll es ein burgähnlicher Bau mit drei mächtigen Ringmauern gewesen sein und ein aus gebrochenen Steinen gemauerter unterirdischer Gang. Dieser Gang soll von dem Schloss bis zur Pfarrkirche in Graben gereicht haben. Bei Streicherle & Schröder 1912, Seite 204 wird noch der Flurname „ „Fliederminster” erwähnt, wo vor uralten Zeiten sich ein Schlösschen befunden haben soll, das versunken ist. Schröder meint aber, es könnte auch eine alte Mönchansiedlung gewesen sein und im Laufe der Jahrhunderte wurde ein Schlösschen daraus.

 

Quellen:

Joseph Miller- Rualkapitel Schwabmünchen 1773

Inozenz Wolfsmüller- Rualkapitels Schwabmünchen 1829

Streicherle & Schröder- Landkapitel Schwabmünchen- 1912

Martin Stuhler- Heimatbuch des Landkreises Schwabmünchen- 1953

Walter Kreuzer- Geschichte von Graben- 1983

 

Zusammengetragen von Hans Pade

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